Beinwell (Symphytum officinale)

Name und Botanik

BEINWELL,
RAUER WALLWURZ
Symphytum officinale L.BoraginaceaeMehrjähriges Kraut
Symphytum officinale

Biologie

Vorkommen: Einheimische Heilpflanze
Wuchshöhe: bis 200 cm
Blütezeit: Mai – August

Anbau

Boden und Lage: Liebt nährstoffreiche, feuchte, tiefgründige, mittelschwere bis schwere Böden, jedoch pH-Bereich 6,5-7,5.
Bodenvorbereitung: Die Planung einer Anlage muss rechtzeitig beginnen. Die wichtigsten Voraussetzungen eines guten und qualitativ hochstehenden Erntegutes ist die Abwesenheit mehrjähriger Unkräutern. Insbesondere Blacken (Rumex obt.), Winden und eventuell Weissklee können die qualitative Zusammensetzung des Trockengutes negativ beeinflussen. Die Zufuhr von organischem Material, wie Mist und Kompost, verbessert die Bodenstruktur und hat einen positiven Einfluss auf das Wurzelwachstum. Nach dem Pflügen soll der Boden sorgfältig vorbereitet werden, um die Pflanze einen optimalen Start zu ermöglichen.
Saat / Pflanzung: Pflanzabstände bei 75 x 75 cm, d.h. rund 200 Pflanzen/Are. Optimale Erträge werden bei mindestens 18’000 Pflanzen/ha erzielt. Die Pflanzung kann mit verschiedenen Setzmaschinen erfolgen, welche sich für Topfballen eignen. Die Grösse der Topfballen variiert zwischen 5,5 und 8 cm, ja nach Produktionsart. Wichtig ist ein dem Topf entsprechendes Saatbeet, d.h. je kleiner die Töpfe desto feiner der Boden. Der Pflanzzeitpunkt liegt zwischen Mitte März und Ende September, und muss mit dem Pflanzenlieferanten abgesprochen werden. Der Vorteil einer frühen Pflanzung liegt im früheren Ertrag, dafür ist die Unkrautbekämpfung etwas schwieriger.
Pflege: Nach der Pflanzung ist die Anlage mit entsprechenden Hack- oder Fräsgeräten unkrautfrei zu halten (passende Reihenabstände wichtig). Die chemische Unkrautbekämpfung ist auf die Massnahmen vor Vegetationsbeginn beschränkt. Ist die Kultur etabliert und frei von mehrjährigen Unkräutern, so deckt die grosse Blattmasse den Boden weitgehend ab, so dass Samenunkräutern kaum Chancen haben, sich zu entwickeln.
Düngung: Der Boden soll gut bis sehr gut mit P und K versorgt sein.
Im Erntejahr werden folgende Mengen Hauptnährstoffe benötigt: 60-100 kg N, 50-70 kg P2O5, 100-140 kg K2O, 10-20 kg Mg.
Diese können auch vor dem Vegetationsbeginn mit Hofdünger verabreicht werden (Mist im Herbst, Gülle im Frühling), wobei Vorsicht geboten ist, damit das Erntegut nicht verschmutzt wird. Während der Vegetationszeit ist der N-Bedarf zu decken (z.B. mit Mineraldüngern).
Ernte, Aufbereitung, Erträge: Beste Ergebnisse werden bei einer Schnitthäufigkeit von 3-5 mal jährlich. Je jünger die Blätter, desto höher der Nähwert des Erntegutes. Unkrautfreiheit ist der wichtigste Qualitätskriterium.
Erntekette: Motormäher, Ladewagen, künstliche Trocknung. Mit jeder zusätzlichen Arbeit (Schwaden) steigt die Gefahr der Verschmutzung. Anwelken vermindert zwar die Trocknungskosten, wichtige Inhaltsstoffe gehen aber verloren.
Um die Trocknung optimal zu gestalten, sind Mindestflächen pro Betrieb oder pro mehrere Betriebe nötig. Die Entfernung zur Trocknungsanlage ist wichtig.
Die Trocknungstemperatur soll möglichst tief gehalten werden, sonst gehen wertvolle Inhaltsstoffe verloren. In der Regel wird das Trockengut gewürfelt und egalisiert in Papiersäcke abgefüllt.

Nutzung

als Vitaminlieferant für
die Tierernährung (Blätter):

Wallwurz ist reich an wertvollen Vitaminen und Wirkstoffe (Colin, Insulin) sowie an Spurenelemente wie Kalzium, Magnesium, Eisen und Phosphor. Besonders interessant ist der hohe Gehalt an Vitamin B12. Damit können synthetische Wirkstoffe im Bereich der Veterinärmedizin ersetzt werden.

als Gewürzpflanze
(Blätter):
Spinatähnliches Gemüse
als Heilpflanze
(Wurzeln):

Zur Wundheilung; bei Quetschungen, Blutergüssen, Venenleiden, Verstauchungen, Rheuma, als Tee, Breiumschläge; äusserlich: eitrige Hautentzündungen u. Wunden, Unterschenkelgeschwüre; enthält Allantoin (fördert Wachstum vom Knochen-, Knorpel- u. Muskelzellen); wegen Krebsgefahr keine innere Anwendung mehr erlaubt.

Nur äussere Anwendung!

Hauptinhaltsstoffe: Allantoin, Flavonoide, Schleim- u. Gerbstoffe, ätherisches Öl
Quelle:
Birosto AG, CH-Binningen
Landesanstalt für Pflanzenbau, D-Forchheim

L. Nyffenegger, Landwirtschaft Schweiz 6(10): 571-574, 1993.